Alte Zeit verrinnt… 2

„An dem Tag, als sie die Gruft verließ, war die Kaiserin (Sisi) noch einmal bei ihr zu Gast gewesen. Sie hatte Marie daran erinnert, dass es viel zu tun gab, wenn irgendwann Gerechtigkeit herrschen sollte. Marie sollte ihre Macht benutzen, um das Lügengebilde von der Herrschaft des Blutes und dem Kreislauf von Eheschließungen und Geburten im Namen einer ewigen Autorität zu zerschlagen. Marie sei ihre Gefährtin, hatte die Kaiserin gesagt. Eine Gefhrtin, die endlich für Freiheit sorgen könnte, für ein Leben ohne Übergriffe der Mäner, die die Frauen krank machten und ihnen die Kraft raubten, weil sie wie Vampire an ihren Leibern hingen und ihnen Kinder machten, die wiederum an ihren Leibern hingen, zuerst an ihren Brüsten, dann an ihrem Gemüt und an ihrem Herzen. So konnte doch eine Frau niemals frei sein. Und dann kamen die Herren Professoren und unterzogen die Frauen einer Analyse der Psyche. Sie diganostizierten Hysterie, wenn die Frauen das Eingesperrtsein in ihrem Körper und den Konventionen des Lebens nicht mehr ertrugen und um ihre Freiheit weinten oder schrien. Solange die Männer so viel Macht haben, hatte die Kaiserin zu ihr gesagt, und die Frauen es zulassen, es sogar in den Söhnen noch fördern, wird die Welt nicht gesund. Aber du Marie …, du wirst klar sehen und klar denken, und du wirst die Macht an dich nehmen.
Damals hatte Marie die Rede nicht verstanden. Doch nun begann sie nach dem Weg und dem Schlüssel zu suchen, um den Auftrag auszuführen. Sie erinnert sich an das Märchen vom Marienkind, ihr erstes Buch. Das Mädchen, das den Schlüssel nicht benutzen durfte. Und plötzlich begriff sie: Wer einen Schlüssel besaß, musste ihn benutzen und das Schloss, in das er passt, finden und öffnen.“

Aus: Das Sacher – Die Geschichte einer Verführung von Rodica Doehnert Heyne Verlag

Die Geschichte beginnt 1892 und endet 1919. In diesem Zusammenhang ist die Aussage bezüglich der Frauen in dieser Zeit zu setzen. Aber hat sich wirklich viel verändert, mal abgesehen von der Wahl der Anzahl der Kinder?

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